Personas im Sanierungsprozess in einer Wohnungseigentümergemeinschaft

In der Welt des Marketings und der Produktentwicklung hat sich ein Konzept als unschätzbar wertvoll erwiesen: Personas. Diese fiktiven Charaktere, die auf Interviews und Daten aus der Zielgruppe basieren, sind zu einem Schlüsselwerkzeug geworden, um die Bedürfnisse, Wünsche und Verhaltensweisen der Kund*innen, Nutzer*innen und anderer Interessengruppen zu verstehen.

Personas sind weit mehr als einfache Namensschilder für Ihre Zielgruppe. Sie sind ganzheitliche Porträts, die auf einer sorgfältigen Analyse echter Menschen beruhen. Die Erstellung von Personas beginnt oft mit Interviews und Umfragen, um ein tiefes Verständnis für die potenziellen Kund*innen oder Nutzer*innen zu gewinnen.

Für unsere Personas haben wir die Daten und Ergebnisse aus unseren Forschungsarbeiten in D2.1 Expert*inneninterviews , D2.2 Umfrage, und unseren regionalen Runden Tischen genutzt.

Die gesammelten Daten haben wir dann in Gruppen mit gemeinsamen Merkmalen und Verhaltensweisen unterteilt. Diese Gruppen werden zu den Archetypen, die unsere Zielgruppen im Sanierungsprozess am besten repräsentieren. Die Attribute und Eigenschaften der Befragten fließen in diese Archetypen ein und erschaffen so eine „Persona“. Diese Personas stehen stellvertretend für die verschiedenen Akteure auf Eigentümer*innen und Verwalter*innen Seite, mit ihren vielseitigen Interessen, Probleme, Lebenssituationen und Wünschen.

Die Arbeit an den Personas hat deutlich gemacht, dass es nicht DIE eine Lösung für eine höhere Sanierungsquote in Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) geben wird, sondern Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bei Lösungsansätzen nötig sein wird.

Nun möchten wir Ihnen unsere Personas kurz vorstellen. Das ausführlichere Dokument mit weiteren Informationen zu unseren Personas finden Sie hier.

Gisela Müller, Eigentümerin

Gisela Müller ist eine ältere Dame, die einfühlsame und verständnisvolle Kommunikation schätzt. Sie bevorzugt telefonischen Kontakt und Informationen am Schwarzen Brett. Sie ist interessiert am Erhalt ihres Eigentums, aber gegen energetische Modernisierungen und bevorzugt kostengünstige und schnelle Lösungen.

Gisela ist skeptisch gegenüber den Erfordernissen der Energiewende für den Gebäudebestand. Sie möchte in den Entscheidungsprozess eingebunden werden und sich mit- und ernstgenommen fühlen. Sie benötigt klare Informationen, um Vorbehalte und Mythen gegenüber Sanierungsmaßnahmen abzubauen. Immobilienverwaltungen sollten mit z. B. Energieberatungen in der Lage sein, diese Vorbehalte zu klären und sachliche Informationen zur Verfügung zu stellen, ohne etwas „verkaufen“ zu wollen. Dabei sollten Vorteile klar benannt und auch über potenzielle Risiken gesprochen werden. Komplexe Informationen müssen in einer klaren und verständlichen Weise präsentiert werden. Verwalter*innen sollten Expertenwissen bereitstellen und einen respektvollen Umgang mit schwierigen Eigentümer*innen fördern. Gisela wünscht sich klare Kostenschätzungen und Informationen über Finanzierungsoptionen.

Christian Welcke, Eigentümer

Christian Welcke ist ein engagierter Immobilieneigentümer, der Energieeffizienz und Werterhalt bzw. -steigerung seiner Immobilie für wichtig hält. Er erkennt, dass sich Anforderungen im Bereich Energieeffizienz ständig ändern und es wichtig ist, immer auf dem neuesten Stand zu sein.

Christian erwartet von Verwaltern Transparenz und proaktive, langfristige Planung. Christian wünscht sich eine Verwaltung, welche mit Fachwissen und Vorbildprojekten in der Region über energetische Sanierungen informiert. Er hält eine benutzerfreundliche Online-Plattform mit Informationen für Eigentümer*innen für sehr hilfreich. Er plant außerdem einen Bauausschuss zur Förderung von Wissen über Energieeffizienz in der Eigentümergemeinschaft.

Christian erwartet von seiner Verwaltung Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, die Eigentümergemeinschaft zu überzeugen und Fördermöglichkeiten verständlich zu erklären. Unbürokratische Förderungen und schnelle Amortisation sind ihm wichtig.

Karl Heinz Gruber, Verwalter

Karl Heinz Gruber ist ein vielbeschäftigter Immobilienverwalter, der oft im operativen Tagesgeschäft gefangen ist und wenig Zeit für vorausschauendes Handeln hat. Er bemängelt, dass in vielen WEG keine ganzheitliche Betrachtung des Gemeinschaftseigentums stattfindet, was zu Mehrkostenkosten führt. Karl Heinz wünscht sich Orientierungshilfen und Unterstützung bei Fördermitteln, Kommunikation und Rechtsberatung bei Effizienzmaßnahmen. Er bevorzugt die Finanzierung von Effizienzmaßnahmen aus Erhaltungsrück- oder Sonderumlagen, weil er es schon immer so gemacht hat und weiß wie das Prozedere abläuft. Außerdem wünscht er sich gut vorbereitete Eigentümer*innen in Versammlungen.

Karl Heinz Gruber sieht seine Rolle als „Kümmerer“ und „Problemlöser“, jedoch stoßen seine Vorschläge manchmal auf Widerstand und werden als „Aufschwätzen“ eines Projekts wahrgenommen. Er bevorzugt gebündelte Dienstleistungen von Generalunternehmen, betont die finanziellen Herausforderungen von Verwaltern und die Notwendigkeit einer angemessenen Honorierung.

Er beklagt die fehlende Vernetzung mit relevanten Akteur*innen und die Schwierigkeit, unabhängige Energieberatung zu finden. Dafür wünscht er sich ein Portal, um z. B. Fördermittelberatungen einladen zu können. In WEG-Versammlungen erlebt er emotionale Diskussionen, selbst über geringe Gebührenerhöhungen und Erhaltungsrücklagen.

Katharina Fritsch, Objektbetreuerin

Katharina Fritsch ist eine erfahrene Wohnimmobilienverwalterin und arbeitet in einer großen Immobilienverwaltung. Sie ist auf die Werterhaltung von Immobilien spezialisiert und plant langfristige Entscheidungsprozesse. Ihr sind Qualifizierungsangebote und Zertifizierungen für Verwaltungen wichtig. Auch für Beiräte begrüßt sie Qualifizierungsangebote.

Katharina legt Wert auf Planungssicherheit bei Fördermitteln und wünscht sich mehr Offenheit für WEG-Kredite von den Eigentümer*innen. Sie plädiert für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteur*innen und setzt sich für langfristige Sanierungspläne und Investitionsstrategien ein. Außerdem wünscht sie sich ein Register mit sachverständigen Handwerker*innen und Energieberatungen, welche sich mit WEG-Sanierungen auskennen.

Katharina Fritsch möchte Wohnungseigentümer*innen für die Bedeutung von energetischen Sanierungen sensibilisieren und bürokratische Hürden reduzieren. Für sie ist die WEG die Hauptentscheidungsträgerin und ihre Rolle als Verwalterin ist es, fachkundige Einschätzungen einzuholen, Vorschläge zu unterbreiten und den Prozess zu moderieren. Sie wünscht sich eine bessere finanzielle Honorierung im Sanierungsprozess für die Verwaltung.

Katharina erkennt die Herausforderungen, wenn Wohnungseigentümer*innen keinen persönlichen Vorteil in energetischen Maßnahmen sehen, aufgrund langer Amortisationszeiten oder finanzieller Einschränkungen. Sie betont die Bedeutung von „Flurpropaganda“ und langfristiger Planung in Wohnungseigentümergemeinschaften.